lagazelle - Frühling 2012

Mit den Zugvögeln reisen

schon seit Kindheit an sah ich immer den Kranichen lange und mit Sehnsucht im Herzen am klaren Herbsthimmel nach . Sie flogen auf die Sonne zu in wunderschönen Formationen und ihren charakteristischen Chören . So lange bis ich es ihnen endlich nahezu gleich tun konnte , ihnen folgen und mich im Winter zwischen Flamingos und Kranichen sowie in Gefilden , die kaum je Frost gesehen haben . Und es ist wirklich so wohltuend ,wenn man das ganze Jahr über Sonne und Wärme von der Natur gespendet bekommt . So flog ich in diesem Jahr mit den Kranichen auch wieder zurück , wenn auch noch nicht mit meinen eigenen Flügeln , sondern mit einem eigens dafür hergestellten Flugobjekt , mit dem man über den Wolken fliegen kann .Ein sogenannter Airbus , in den man mit vielen anderen Personen doch recht umständlich eingeschleust wird und es ist eine reglerechte Prozedur . Nein , man kann leider nicht einfach hingehen und einsteigen , sondern muss zu einer Sammelstelle wie auch immer kommen und dann mit zuvor ausgestellten Papieren sich bei zuständigem Personal einfinden . Ja , es ist wirklich schon eine Reise , bis man endlich im Bus sitzt und hoffen darf , daß er bald aufsteigt und das war es mir wohl wert , So musste ich aber nur ein paar Stunden Geduld haben , bis ich mich endlich unter meinen Freunden , den Kranichen und Flamingos fand , die schon alle dastanden , auf goldenem von Sonne beschienenem Boden . Ja , es fühlt sich wirklich an wie "angekommen " wenn dann noch die Palmen und das Meer winken und so durfte ich dort mit meinen Freunden den Winter verbringen . Und nach Wochen wurde es dann schon wieder Zeit , während die Vögel nur einfach dem Impuls zu folgen brauchen , aufzusteigen und zu vom Wind getragen zu fliegen , musste ich mit meinem Gepäck erst widerum zur Sammelstelle finden , um nach der Personalstelle wieder in den großen Metallvogel zu klettern ,um dort mit anderen Heimkehrern Platz zu nehmen .
Gerade eine Nacht und ein Tag bin ich nun wieder in meinem deutschen Landeplatz und durfte heute dankbar auch hier die Frühlingssonne genießen , gemeinsam mit meinem Tourenrad nach den Vogelfreunden hier zu schauen und zu horchen .
Ja , und es wurde doch hier in der Natur überall geflogen , mal zwitschernd , mal singend , mal summend und brummend und es war mit so viel Leichtigkeit , so daß man meint , daß Fliegen so gut wie keinen Aufwand benötigt . Und ich saß mitten dazwischen , während hier eine Hummel herumschwirrte und dort ein junges Bienchen die
Gegend fliegend abtastete und dort ein Specht an einem Baumstamm landete , um schon mal auszutesten , ob er noch Löcher klopfen kann .

So , dachte ich mir , daß wir menschlich Verkörperten doch reichlich rückständig erscheinen gegen dieses leichte Spiel der Tiere gegen die Schwerkraft und mit dem Wind und der Luft . Unser Einer lebte doch zuvor oft im Bewusstsein , daß Fliegen viel Energie , Aufwand sowie komplizierte und von Anderen produzierte Technik bedeutet , und dann noch das durch Öl erzeugte Cherosin , das dieses Ungetüm von Flugobjekt füttern muss , damit es sich oben hält .
Mit diesen Gedanken sah ich der Hummel zu , die die ganze Zeit um mich herumschwirrte mit ihrem angenehmen Brummen und als sei es Nichts , die Gravitation aufzuheben um dann hier und da im Flug anzuhalten und die Lage einzusehen , sich hin und wieder abzusetzen , um dann wieder mit dem ganzen Gewicht und den kleinen Flügelchen wie Nichts aufzusteigen . Ja , sie kann das wirklich stundenlang betreiben wobei ich mich wirklich fragen muss , wie sie das bewerkstelligt , ohne von außen betankt und gesteuert zu werden . Ein Wesen , das einfach von innersten Impulsen gelenkt einen solch im Verhältnis schweren Körper mal schnell , mal langsam fliegend in alle Richtungen bewegen kann ! Warum sollte so ein kleines Wesen und mit ihm viele Andere das einfach so tun können und nicht ich.? ! Warum muss ich erst Papiere besorgen , Kosten auf mich nehmen um dann so ein großes Flugobjekt aufzusuchen , daß vorher erst mit schwarzem der Erde entnommenen Öl gefüttert werden muss ? Und so verhält es sich ja auch mit den lärmenden Blechkisten namens "Automobil " , die ja auch vorherigen großen Aufwand bedürfen , um dann lärmend und stinkend sich auf den dafür vorgesehenen Straßen zu bewegen und immer schön hintereinander oder nebeneinander mit doppelt so viel Lärm und Gestank . Wie rückständig sind wir Menschen wirklich .?!

Ich versuchte mich in die Hummel dort zu versetzen , die einfach und doch in sich versunken ihren Impulsen folgte und hier und da in Gras und an Blüten roch oder fühlte , zwischendurch schnell aufstieg und dann wieder weniger beschleunigt von irgendwoher in der Luft um mich anflog und ich mit meinen Blicken folgend , immer wieder unwillkürlich lächelnd .
" Ja , mein Hummelchen " sagte ich dann zu ihr " habe dich verstanden . DU zeigst mir mit viel Hummelgeduld , was Fliegen , Schwirren , einfach den inneren Impulsen folgend sowie äußeren Düften bedeuten kann . Du fliegst wie so nebenbei , als gäbe es nichts Leichteres mit deinem doch massiven Körperchen . Aber was trägt dich wirklich ? "
" Nun , liebe Menschenfee " , sprach dann tatsächlich die Hummel zu mir " schau , unsere tiefe beeindruckende Begegnung fand nach den Gesetzen der Anziehung statt und so konnten wir uns doch mit Leichtigkeit hier finden und nicht verfehlen . Deine Sehnsucht , die Schwerkraft aufzuheben ist mir doch schon lange bekannt , sowie allen meinen Artgenossen und deshalb kann ich auch hier bei dir sein und lange bleiben . Ich tue doch auch während deiner Anwesenheit nichts Anderes , als meiner Bestimmung als Hummel zu folgen , mit Allem was mich antreibt . Das ist mir das Leichteste , denn ich hege keine Zweifel , an Allem , was dir vielleicht unmöglich erscheint . Warte ich doch schon lange vorher in Entwicklung zur Frühlingszeit mit Vorfreude , daß ich endlich mit Licht , Luft und den Frühlingsdüften verschmelzen kann und die Lüfte mit meinem kleinen Motor erfüllen . Und so erfülle ich den Augenblick und er ist es , der mich trägt " . Die Hummel setzte sich kurz vor mir ab , als wollte sie noch einmal meinen Blick fangen und brummte dann fast gemächlich mit ihrem schwirrenden hummeligen Körper nach noch einem Weilchen vor mir davon , bis ich sie nicht mehr wahrnahm . Doch aus den Augen und doch nicht aus dem Sinn , rief ich ihr lächelnd nach , " Oh , danke , liebes Humelchen..ich habe es wohl wirklich verstanden..., und ich weiß , irgendwann werden wir zusammen fliegen ! "

von LAGAZELLE , am 25. 3. 2012