Verliebt , verlobt , verheiratet
Die meisten Vogelarten verbringen ihr Leben zusammen mit einem Gegenstück ihrer Art und man könnte sie als unzertrennlich bezeichnen . Trifft man einen vereinzelten Vogel an ,ohne daß sich sein Pendant bald in der Nähe befindet , so sind sie oft auf tragische Weise getrennt worden . Sperrt man einen der Vögel ein , so wartet der andere oft draußen verzweifelt auf ihn und er gibt oft erst nach langem hoffnungslosen Suchen und Warten auf.
Aber haben Vögel deshalb eine Beziehung ? Das könnte ich mich fragen , wenn ich so draußen unterwegs bin und beeindruckt die Zweisamkeit der Vögel beobachte .
Auch die Vogelarten finden sich im Frühjahr in einer Verliebtheitsphase und das Männchen wirbt mit artspezifischem Imponiergehabe , solange bis es ein Weibchen erfolgreich beeindruckt . Danach erfolgt schon ein intensives Liebesspiel und die Begattung und auch bald darauf fangen beide als perfektes Team emsig an , sich der Familiengründung zu widmen . Dazu gehört Nestbau und dann das Gelege der befruchteten Eier , das bewacht , behütet und bebrütet wird . Dann natürlich die gemeinsame Aufzucht ihrer immer hungrigen Vogelkinder . Da ja die jungen Vögel auch schnell flügge werden , hat das zusammengewachsene Vogelpaar dann seine wohlverdiente glückliche Auszeit und sie genießen verspielt ihre Zweisamkeit , schwirren fröhlich miteinander umher und sitzen schnäbelnd auf Ästen . Im nächsten Jahr verlieben sie sich dann wieder aufs Neue , um bald darauf auch wieder neuen Nachwuchs aufzuziehen . Könnte doch kaum eine Beziehung oder Ehe perfekter sein ?
Die Tiere brauchen dazu nur ihren Instinkt und ihren Geruchsinn und natürlich auch ihre oft scharfen Augen , um sich zu finden und zu erkennen . Unsere Erde ist mit einem Magnetfeld ausgestattet , so daß Pluspol und MInuspol mittels innerem Kompass immer zusammenfindet , auch bei uns Menschen .
Wenn ich aber im Zusammenhang mit uns Menschen über Beziehungen nachdenke , so komme ich in diesen Tagen zu dem Schluss , daß ich eine solche Konstruktion namens "Beziehung " nicht wirklich (mehr ) brauche oder will , trotz der Sehnsucht nach der Zweisamkeit , die doch so schön sein könnte und letztlich ist . Warum ist das wohl nicht so einfach bei uns , wie bei den Vogelarten ?
Sind also Menschen in einer Beziehung , so heißt das auch , sie teilen ihr Bett miteinander , um dann am nächsten Morgen miteinander zu frühstücken . Sie unterhalten sich dann erst einmal über ihre Vorstellungen von Beziehung und entdecken dort tatsächlich Gemeinsamkeiten . Auf jeden Dall :Treue erwünscht ! Und das heißt , der männliche Teil guckt nur noch verstohlen nach anderen Frauen und der weibliche wiegt sich in Sicherheit , solange nicht das Gegenteil bewiesen ist , denn " wie du mir nicht , so ich dir nicht.",.fairer Weise , obwohl man ja hauptsächlich möchte , daß der jeweils Andere der Treue ist. . Es ist ja auch nicht schlimm einfach treu zu sein , vor Allem wenn der Andere es hoffentlich sowieso ist . Nein , und in der ersten Verliebtheit ist das auch überhaupt keine Frage und man vernarrt sich einfach ineinander und findet sich bei bei jeder Gelegenheit zum Liebesspiel . Man kann sich nebenher allerlei versprechen und sich in Liebesschwüren ergehen , die bis in die Ewigkeit zu reichen scheinen . Dazu macht man sich jeden Tag gerne hübsch und kann sich am Anderen weder sattsehen , noch die Hände voneinander lassen . Es ist wie ein Geschenk und könnte ewig so weitergehen .
Was dann nur kommt , ist daraufhin die sogennnte "feste Beziehung " und man ist dann fest zusammen , bildet also eine gemeinsame Festung , aus der nichts und niemand erst einmal entrinnen kann . Man plant ernsthaft und man meint , daß es jetzt Zeit wäre . Zwei Individuen , die ein Zusammenleben unter einem Dach organisieren . Ja , Manches ist anders als vormals gedacht , aber wenigstens hat man sich und muß sich so schnell nicht mehr hergeben. Oder ?
Doch ist es auch oftmals so , daß man alles vormals Wünschenswerte erlangt hat , sich warum auch immer im Zerinnen befindet...?
Ja , und da möchte der Eine plötzlich etwas Anderes als der Andere und neigt zum Ausscheren und Frau möchte sich öfter mal wieder mit Freundinnen treffen , während Mann einfällt , daß er sich schon lange kein Bier mehr vor dem Fernseher genehmigt hat . Aber noch immer hat man sich wenigstens , wenn auch irgendwie etwas weniger und doch zunehmend weniger als vormals, am heiligen Anfang . Und dieses wird dann gerade oft mehr und mehr zum Anlass von Unzufriedenheit , Kritik und Vorwurf , an wem es blos liegen mag ...und wer gar schuld ist . Ohjeeh , und Dieses und Jenes hat man nicht gewußt oder hat der Andere einem vorenthalten . Und was kommt da nur für eine Marotte zum Vorschein ?!- Dabei ergibt sich manchmal sogar ein sehr groteskes Rollenspiel innerhalb der sogenannten festen Beziehung und es entsteht eine neue Dynamik , die sich geradewegs verselbstständigt . Diese Dynamik kann sich sodann als Muster einschwingen , das sogar alles noch recht lange als Gefüge zusammenhält . Aber wenigstens , man hat sich noch und ist auch noch treu .
Vor Allem ist das Potenzial an neuen und alten Erkenntnissen nicht zu verachten und plötzlich ist man doch gar in einer sogenannten "Lernerfahrung ". Ja , fein , dann hat das alles wieder einen Sinn ! Auch wenn man dann bald plötzlich nicht mehr in Beziehung ist , hat man doch im besten Fall einen Schatz von Erfahrung (anstatt von Altlasten ), die man in die neue Beziehung mitbringen kann .
(Puuuuh , nasse Katze schüttelt sich ) .Und wie war das mit dem Traum vom Einen Seelenpartner , Prinz und Prinzessin , füreinander geschaffen und wo ist er hin ? Vielleicht begraben worden durch die Last der Erfahrung ? Aber er ist noch da , lebt in anderen Welten weiter , bis er wieder erstehen darf , oder aber erlöst ist .
Doch habe ich keine Beziehung , was bleibt mir dann ? Nagut , ein Stück Freiheit und ich hab mich noch selbst , welch ein Glück .
Waren wir doch vormals EINS ?
Wir wandelten nur und suchten nicht ,
wir lebten , teilten unsere Welt ,
als eine Seele ,
zwei Körper waren uns gestellt .
Geliebte , Geliebter , ein Herz und ein Geist ,
in der Seele verschmolzen ,
als gemeinsames Licht .
Auch wenn uns Trennung zerreißt ,
wir vergessen es nicht ,
wie es immer war und noch immer ist ,
der Duft eines Jeden der Andere kennt ,
und können wir uns nicht finden ,
uns doch nur ein Gedanke trennt .
So hab ich doch gefunden ,
nur den Weg zu dir ,
dort fühle ich mich getragen ,
denn ich weiß ,
dort sind WIR
Von LAGAZELLE am 4.6.2011